DIE KERNERGEBNISSE
Vertrauen in Schieflage: Trotz leichter Erholung schauen die Deutschen pessimistisch in die Zukunft
Nachdem sich das Vertrauen in Regierung, Wirtschaft, Medien und NGOs in Deutschland zuletzt stabilisiert hat, zeigt sich 2020 ein positiver Trend. Obwohl das Vertrauen hierzulande in die vier Institutionen insgesamt leicht steigt, blicken die Deutschen jedoch pessimistisch in die Zukunft. Das passt zu einer Zeit, in der die Zeichen in Deutschland auf Rezession stehen und politisch in vielen Aspekten Unklarheit herrscht.
Vertrauen in die Institutionen steigt: Das Vertrauen der Deutschen steigt insgesamt um zwei Punkte und der Index liegt 2020 bei 46. Die vertrauenswürdigste Institution 2020 sind die Medien (49 %, +5), auf dem zweiten Platz liegt die Wirtschaft (48 %, +1), es folgen die Regierung (45 %, +5) und NGOs (43 %, -1). Auch im 26-Märktedurchschnitt steigt der Vertrauensindex insgesamt leicht von 53 auf 54 an.
Optimismus sinkt: Negative Zukunftsaussichten: Nur 23 % der Deutschen blicken optimistisch in ihre ökonomische Zukunft. Deutschland ist damit das drittpessimistischste Land nach Japan (15 %) und Frankreich (19 %). Nur 12 % der deutschen Befragten (global 18 %) geben an, dass das aktuelle System für sie arbeitet, und 55 % (global 56 %) finden, dass der Kapitalismus in seiner heutigen Form mehr schadet als hilft.
Vertrauenskluft auf Hochstand: Während das Vertrauen der informierten Öffentlichkeit global bei 65 Punkten liegt, ist das Vertrauen der breiten Öffentlichkeit 14 Punkte niedriger (51 Punkte). In Deutschland zeigt sich sogar ein massiver Unterschied von 20 Punkten.
20 Jahre Edelman Trust Barometer
34.000 Befragte
28 Märkte
Deutschland-Auswertung
Ethik und Kompetenz: Fehlanzeige. Deutsche Institutionen erfüllen Vertrauenskriterien nicht
Für das 20. Edelman Trust Barometer haben wir zudem untersucht, was Vertrauen ausmacht. Das Ergebnis: Kompetenz (Versprechen einlösen) und Ethik (sich für die Weiterentwicklung der Gesellschaft und die Verteilung von Wohlstand einsetzen) sind die beiden Hauptkriterien. Dabei zeigt das Trust Barometer:
Deutsche schätzen keine Institution als zugleich kompetent und ethisch ein: Die Wirtschaft schneidet aus Sicht der Deutschen noch am besten im Bereich Kompetenz ab (5 Punkte auf einer Kompetenzskala von -50 bis +50 Punkten). Trotz dieses niedrigen Werts liegt die Wirtschaft aber mit einem 55-Punkte-Abstand klar vor der Regierung, die auf dem letzten Platz mit minus 50 Kompetenz-Punkten landet. Beim Vertrauenspfeiler Ethik zeigt sich ein anderes Bild. Wirtschaft (-14 Punkte) und Regierung (-18 Punkte) landen beide klar im unethischen Bereich.
Angst vor Arbeitsplatzverlust: Fast drei von vier deutschen Arbeitnehmern (73 %) haben Sorge, ihren Job zu verlieren. Grund dafür sind unter anderem die Automatisierung oder für die Zukunft fehlende Fähigkeiten. Fakt ist: Der technologische Wandel bewegt die Menschen. 64 % der Befragten sehen Unternehmen in der Pflicht, Mitarbeiter mit dem Blick auf Automatisierung und Innovation weiterzubilden. 75 % der deutschen Arbeitnehmer geben an, dass sich besonders CEOs dafür einsetzen sollten.
Deutsche fordern stärkere Zusammenarbeit der Institutionen: Jede Institution hat durchaus die Chance, in Ethik und Kompetenz zuzulegen und Vertrauen zu gewinnen. Vor allem, indem sie gemeinsam agieren, um die zentralen gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Nur jeder dritte Deutsche (33 %) schätzt die aktuelle Zusammenarbeit von Unternehmen mit der Regierung als positiv ein – hier gibt es also noch Nachholbedarf.
Der Shareholder-Ansatz hat ausgedient: 92 % der Deutschen geben an, dass Stakeholder (Kunden, Mitarbeiter und lokales Umfeld) wichtiger für den langfristigen Unternehmenserfolg sind als Shareholder.
Hier gelangen Sie zur globalen TRUST 2020 Website.
Über das Edelman Trust Barometer
Das Edelman Trust Barometer ist eine jährliche Studie zu Vertrauen in Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Wirtschaft und Medien, die in diesem Jahr zum 20. Mal durchgeführt wurde. Die Umfrage wurde von der Marktforschungsfirma Edelman Intelligence entwickelt, die Datenerhebung erfolgte mithilfe von 30-minütigen Online-Interviews. Der Erhebungszeitraum lag zwischen dem 19. Oktober und 18. November 2019. Für das Edelman Trust Barometer 2020 wurden in 28 Märkten über 34.000 Menschen befragt, darunter 6.200 aus der informierten Öffentlichkeit (Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren mit einem Hochschul-abschluss, einem überdurchschnittlichen Haushaltseinkommen innerhalb der Top 25 % sowie mit intensivem Medien- und Informationskonsum).
Pressekontakt
Fabiola Lübbert
Presse-DE@edelman.com