Edelman Trust Barometer 2020 | Deutschland-Auswertung Ethik und Kompetenz: Fehlanzeige. Deutsche Institutionen erfüllen Vertrauenskriterien nicht
- Zwei zentrale Dimensionen von Vertrauen: Ethik und Kompetenz als neuer Maßstab
- Deutsche sind pessimistisch: Keine der gesellschaftlichen Institutionen wird als ethisch und zugleich kompetent angesehen
- Zukunftsängste: 73 % der deutschen Arbeitnehmer sorgen sich um ihren Job. Für jeden zweiten Deutschen geht der technologische Wandel zu schnell.
Die Deutschen blicken pessimistisch in ihre Zukunft und nur knapp jeder Vierte erwartet, dass es ihm in den kommenden fünf Jahren ökonomisch besser geht (23 %). Über die Hälfte stellt den Kapitalismus (55 %) und das bestehende System in Frage (61 %). Dazu kommt: Die Menschen hierzulande halten keine der vier Institutionen Regierung, Wirtschaft, Medien und NGOs für gleichzeitig kompetent und ethisch – und zweifeln damit an den beiden Hauptkriterien, die für die Entstehung von Vertrauen entscheidend sind.
Das zeigt die Deutschland-Auswertung des 20. Edelman Trust Barometers. Darin hat Edelman über 34.000 Menschen in 28 Märkten – darunter 1.150 Menschen in Deutschland – zu ihrem Vertrauen befragt und untersucht, was Vertrauen ausmacht.
„Die beiden zentralen Fragen lauten: Ist eine Institution gut, in dem was sie tut, ist sie also kompetent? Und: Wie ist es um das ethische Verhalten bestellt?“, erläutert Christiane Schulz, CEO Edelman Deutschland.
Kompetenz und Ethik als Kriterium für Vertrauen
Die Ergebnisse zeigen: Die Wirtschaft schneidet aus Sicht der Deutschen noch am besten im Bereich Kompetenz ab (5 Punkte auf einer Kompetenzskala von -50 bis +50 Punkten). Trotz dieses niedrigen Werts liegt die Wirtschaft aber mit einem 55- Punkte-Abstand klar vor der Regierung, die auf dem letzten Platz mit minus 50 Kompetenz-Punkten landet. Beim Vertrauenspfeiler Ethik ist es anders. Wirtschaft (-14 Punkte) und Regierung (-18 Punkte) landen beide klar im unethischen Bereich. „Die Ergebnisse zeichnen ein deutliches Bild: Unternehmen müssen besser werden. Nicht in ihrer Wertschöpfung, ihrer Wertsteigerung und als Innovationstreiber, sondern in ihrem ethischen Verhalten, also in Aspekten wie Fairness, Glaubwürdigkeit und ihrem Einsatz für die Zukunft unserer Gesellschaft“, sagt Christiane Schulz.
Deutsche fordern stärkere Zusammenarbeit der Institutionen
Das spiegelt sich auch in einem weiteren Trend wider. 92 % der Deutschen geben an, dass Stakeholder (Kunden, Mitarbeiter und lokales Umfeld) wichtiger für den langfristigen Unternehmenserfolg sind als Shareholder. „Der klassische Shareholder-Ansatz hat ausgedient.
Unternehmen müssen künftig stärker den Interessen ihrer Kunden, Mitarbeiter und ihrem regionalen Umfeld gerecht werden“, sagt Christiane Schulz.
Aber es gibt auch gute Nachrichten, denn jede Institution hat durchaus die Chance, in Ethik und Kompetenz zuzulegen und Vertrauen zu gewinnen. Vor allem, indem sie gemeinsam agieren, um die zentralen gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Nur jeder dritte Deutsche (33 %) schätzt die aktuelle Zusammenarbeit von Unternehmen mit der Regierung als positiv ein – hier gibt es also noch Nachholbedarf. „Das heißt nicht, dass Unternehmen politisch werden müssen. Vielmehr müssen sie zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme beitragen“, sagt Christiane Schulz.
Angst vor Arbeitsplatzverlust
Eine Frage, die die Deutschen besonders bewegt, ist der technologische Wandel. Die Hälfte der Deutschen (50 %) gibt an, der technologische Wandel schreite mit zu hoher Geschwindigkeit voran. 75 % der Menschen hierzulande meinen, dass die Regierung neue Technologien zu wenig versteht, um diese wirksam zu regulieren. Fast drei von vier deutschen Arbeitnehmern (73 %) haben Sorge,
ihren Job zu verlieren. Grund dafür sind unter anderem die Automatisierung oder für die Zukunft fehlende Fähigkeiten.
„Eine klare Forderung der Deutschen: Unternehmen müssen in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren“, sagt Christiane Schulz. 64 % der Befragten sehen Unternehmen in der Pflicht, Mitarbeiter mit dem Blick auf Automatisierung und Innovation weiterzubilden. 75 % der deutschen Arbeitnehmer geben an, dass sich besonders CEOs dafür einsetzen sollten.
Über das Edelman Trust Barometer
Das Edelman Trust Barometer ist eine jährliche Studie zu Vertrauen in Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Wirtschaft und Medien, die in diesem Jahr zum 20. Mal durchgeführt wurde. Die Umfrage wurde von der Marktforschungsfirma Edelman Intelligence entwickelt, die Datenerhebung erfolgte mithilfe von 30-minütigen Online-Interviews. Der Erhebungszeitraum lag zwischen dem 19. Oktober und 18. November 2019. Für das Edelman Trust Barometer 2020 wurden in 28 Märkten über 34.000 Menschen befragt, darunter 6.200 aus der informierten Öffentlichkeit (Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren mit einem Hochschulabschluss, einem überdurchschnittlichen Haushaltseinkommen innerhalb der Top 25 % sowie mit intensivem Medien- und Informationskonsum). Weitere Informationen finden Sie hier.
Pressekontakt
Fabiola Lübbert
Tel.: +49 (0)221 828281-33
E-Mail: Presse-DE@edelman.com