Die Zahlungsbereitschaft für journalistische Angebote wird nicht größer, wenn die Qualität der Medien besser wird - das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Edelman.ergo. Ziel war es herauszufinden, wie viel die Menschen bereit sind, für Qualitätsjournalismus zu zahlen. Und was sich am Journalismus verbessern müsste, damit sie bereit wären, mehr dafür zu bezahlen.
Tatsächliche Ausgaben für journalistische Angebote gering bis null
26 Prozent der Befragten (40 Prozent der 30- bis 39-Jährigen) geben üblicherweise bis zu 15 Euro monatlich für journalistische Angebote (Rundfunkbeitrag ausgenommen) aus. Gerade einmal 16 Prozent (65+: 25 Prozent; 18 bis 29 Jahre: vier Prozent) bezahlen mehr als 46 Euro pro Monat - eine Preisspanne, in der sich die Kosten für ein Abonnement der meisten großen Tageszeitungen befindet. Die Gruppe der Nichtzahler
stellt Redaktionen vor eine besonders große Herausforderung: 23 Prozent geben kein Geld für journalistische Angebote aus. Unter den 18- bis 29-Jährigen sind es fast 45 Prozent.
Höhere Qualität ist kein Garant für höhere Zahlungsbereitschaft
Wie viel wären Sie bereit, für ein journalistisches Angebot im Monat zu bezahlen, dass Sie inhaltlich überzeugt? Lediglich fünf Prozent würden für ein verbessertes journalistisches Angebot 46 bis 60 Euro monatlich bezahlen und gerade mal zwei Prozent mehr als 61 Euro. 29 Prozent aller Befragten sagen bis zu 15 Euro. 20 Prozent würden zwischen 16 und 30 Euro ausgeben. Fast ein Viertel der Befragten (24 Prozent) zeigen auch hier keinerlei Zahlungsbereitschaft und wollen - unabhängig von der Qualität journalistischer Inhalte - nichts bezahlen.
Der Blick in die Altersgruppen zeigt einen Funken Hoffnung für journalistische Angebote. Wenn der Inhalt überzeugt, würden vor allem jüngere Menschen dafür mehr Geld ausgeben: 46 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 45 Prozent der 30- bis 39-Jährigen bis zu 15 Euro. Nur noch 20 Prozent bzw. 21 Prozent dieser beiden Altersgruppen würden nichts bezahlen wollen.
Ausgewogene Berichterstattung schlägt Aktualität und Themenvielfalt
Für 40 Prozent der Befragten zeichnet sich Qualitätsjournalismus durch eine ausgewogene Berichterstattung aus. 29 Prozent verbinden mit dem Begriff investigative Recherche. Vor allem die Befragten zwischen 18 und 29 Jahren (fast 40 Prozent) und 30 bis 39 Jahren (fast 36 Prozent) erwarten, dass Medien mehr tun, als nur zu veröffentlichen, was Unternehmen, Behörden und Regierungen bereits freiwillig preisgeben. 18 Prozent suchen nach Analysen und Kommentaren. Nur knapp vier Prozent verbinden mit Qualitätsjournalismus auch zeitliche Aktualität. Vor allem in den jüngeren Altersgruppen spielt die Geschwindigkeit - in vielen Online-Redaktionen ein wichtiger Faktor - noch weniger eine Rolle (18-29 Jahre: ein Prozent; 30-39 Jahre: zwei Prozent).
Die Budgets sind ausgereizt
Auf die Frage, was sich am Journalismus aktuell am meisten verbessern müsste, damit die Befragten bereit wären, mehr dafür zu bezahlen, antworten 29 Prozent, dass sie eine ausgewogenere Berichterstattung wollen. 18 Prozent wünschen sich mehr investigative Recherchen. Vorerst scheint dies eine Chance für steigende Erlöse zu sein. Allerdings ist es für 23 Prozent egal, ob sich der Journalismus verbessert oder nicht, denn sie würden niemals mehr Geld dafür ausgeben.
Unterm Strich zeigen die Ergebnisse: Die Budgets sind ausgereizt, egal, was Redaktionen unternehmen, sie werden den Auflagenschwund kaum stoppen können. Kostendeckendes Arbeiten für Verlage und Redaktionen scheint nicht möglich zu sein. Gleichzeitig müssen sie in die Qualität investieren und die Wünsche ihrer Leserschaft berücksichtigen - mit inhaltlichen und innovativen Angeboten. Tun sie dies nicht, besteht die Gefahr, dass sich der Auflagenschwund eher beschleunigt
, sagt Susanne Marell, CEO Edelman.ergo.
Auf pressesprecher.com ist ein Gastbeitrag von Susanne Marell zur Einordnung der Ergebnisse erschienen.