- Hoher Groll: Die Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass Staat und Wirtschaft ihnen schaden und engen Interessen dienen, so dass letztlich die Wohlhabenden profitieren, während die Allgemeinheit zu kämpfen hat.
- Auswirkungen auf Vertrauen: Dieser Groll untergräbt das Vertrauen in alle vier Institutionen: Wirtschaft, Regierung, Medien und NGOs.
- Legitimation von Gewalt: Feindseliger Aktivismus wird als Mittel zur Veränderung akzeptiert, insbesondere unter jungen Menschen.
- Druck auf Unternehmen: Diejenigen, die sehr unzufrieden sind, sind der Meinung, dass die Unternehmen nicht genug tun, um Themen wie Erschwinglichkeit, Klimawandel, Umschulung und Fehlinformationen anzugehen.
Frankfurt am Main, 30. Januar 2025 – Das Edelman Trust Barometer 2025 zeigt eine weit verbreitete Unzufriedenheit auf: 69 % der Menschen in Deutschland und 61 % weltweit haben ein mittleres oder hohes Gefühl der Unzufriedenheit. Dies bedeutet, dass sie das Gefühl haben, dass Regierung und Wirtschaft ihnen Schaden zufügen und engen Interessen dienen und dass die Wohlhabenden profitieren, während die normalen Menschen zu kämpfen haben. Dieser Unmut spiegelt sich auch in einer kritischen Haltung gegenüber Innovationen wider, die den Fortschritt behindern und das Vertrauen in Institutionen weiter schwächen. Gleichzeitig deckt der Bericht eine beunruhigend hohe Akzeptanz von aggressivem Aktivismus auf. Solange die Institutionen nicht nachweislich im Interesse der Menschen handeln, wird der Druck weiter zunehmen und das soziale Gefüge wird sich weiter verschlechtern.
Wirtschaftliche Ängste befeuern Groll
In Deutschland befürchten 54 Prozent der Arbeitnehmer, den Verlust ihres Arbeitsplatzes durch internationale Handelskonflikte. Gleichzeitig glauben nur 14 Prozent der in Deutschland Befragten, dass die nächste Generation eine bessere Zukunft haben wird. Dieser weitverbreitete Groll untergräbt das Vertrauen. In Deutschland wird den vier zentralen Institutionen Wirtschaft, Regierung, Medien und NGOs grundsätzlich misstraut. Dieses Misstrauen intensiviert sich in der Gruppe, der Menschen mit einem starken Empfinden des Grolls.
„Vor dem Hintergrund der Bundestagswahl steht die Politik besonders im Fokus. Es wird entscheidend sein, glaubwürdige Lösungen für drängende Herausforderungen wie soziale Ungleichheit, Klimawandel und Informationsintegrität zu finden. Nur durch Transparenz und den konsequenten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern kann Vertrauen zurückgewonnen und der soziale Zusammenhalt gestärkt werden.“
Christiane Schulz, CEO Edelman Deutschland
Steigende Diskriminierungsängste und Legitimation von Gewalt bei der jungen Generation: Eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt
Die Angst, diskriminiert zu werden, hat in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht: 51 % der Befragten in Deutschland befürchten, diskriminiert zu werden - ein Anstieg um 11 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Besonders besorgniserregend ist die Akzeptanz feindseliger Maßnahmen als Mittel zur Herbeiführung von Veränderungen. Laut Edelman Trust Barometer 2025 befürworten 38% der Befragten in Deutschland eine oder mehrere Formen von feindseligem Aktivismus, um Veränderungen herbeizuführen, wie z.B. Online-Angriffe auf Einzelpersonen, gezielte Verbreitung von Fehlinformationen, Androhung oder Anwendung von Gewalt sowie die Zerstörung von öffentlichem oder privatem Eigentum. Diese Haltung ist unter jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 34 Jahren am stärksten ausgeprägt – hier stimmen 59 Prozent der Befragten einer oder mehreren dieser Maßnahmen zu.
„Diese alarmierenden Zahlen unterstreichen den dringenden Bedarf, gesellschaftliche Spannungen zu entschärfen und das Vertrauen in Institutionen wiederherzustellen. Hierzu müssen alle Institutionen an einem Strang ziehen“, so Christiane Schulz, CEO Edelman Deutschland.
Wirtschaft unter wachsendem Druck
In den letzten Jahren wurde die Wirtschaft als Standardlösung für gesellschaftliche Probleme wie Bezahlbarkeit, Klimawandel, Umschulung und Bekämpfung von Fehlinformationen angesehen. Im Jahr 2025 wird der Unternehmenssektor jedoch mit neuen Leitplanken konfrontiert sein. Die Beteiligung an der Lösung gesellschaftlicher Probleme wird als gerechtfertigt angesehen, wenn das Problem mit dem Unternehmen zusammenhängt. Nach Ansicht der Verbraucher ist es gerechtfertigt, dass sich CEOs mit einem gesellschaftlichen Problem befassen, wenn ihr Unternehmen zu dem Problem beigetragen hat, wenn es ihre Stakeholder betrifft, wenn sie einen erheblichen positiven Einfluss darauf nehmen können oder wenn es der Leistung des Unternehmens zugutekommen würde.
Gemeinsame Verantwortung aller Institutionen
Neben Unternehmen tragen auch andere Institutionen entscheidende Verantwortung:
- NGOs genießen das größte Vertrauen bei denjenigen, die ein hohes Maß an Leidensdruck haben, und können als verbindende Kraft wirken.
- Regierungen müssen durch Ergebnisse beweisen, dass sie zum Wohl der Bürger handeln.
- Medien sollten inhaltliche Qualität über Klickzahlen stellen, um fundierte Entscheidungen zu ermöglichen.
"Das Edelman Trust Barometer 2025 macht deutlich, dass Unternehmen allein den Groll nicht bewältigen können. In Deutschland, wo Themen wie soziale Ungleichheit, steigende Lebenshaltungskosten und Desinformation allgegenwärtig sind, braucht es eine konzertierte Zusammenarbeit aller Institutionen,“ appelliert Christiane Schulz an die Entscheidungsträger. „Nur durch eine umfassende Berücksichtigung der verschiedenen Interessen können wir das Vertrauen zurückgewinnen und das soziale Gefüge in unserem Land stärken."